Vielen Dank für die treffende Zusammenfassung des gestrigen Spiels und dessen Randerscheinungen.
Ich durfte ja nun auch inmitten dieser grünen Masse Platz nehmen, nachdem wir uns dies entsprechend "erkämpft" hatten. Diese "Fantrennung" fand ich ziemlich daneben. Es begann ja bereits beim Ticketkauf. "Für wen seid ihr?" Das habe ich auch noch nicht erlebt. Hier kann ich Pik7 nur beipflichten. Ich empfinde es als außerordentlich angenehm, dass es beim Besuch eines Frauenfußballspiels möglich ist, bunt zusammengewürfelt im Stadion zu stehen oder sitzen und sich gemeinsam das Spektakel auf dem Rasen anzuschauen, darüber zu diskutieren und sich auch darüber aufzuregen. Alles in einer freundlichen Atmosphäre. Aus meiner Sicht ist es nicht förderlich für die Verständigung untereinander, wenn dies zukünftig häufiger der Fall sein sollte. Wenn man bewusst "Lager" bildet, könnte man Gefahr laufen, dass sich auch mehr Aggressionspotential bildet. So gesehen gestern.
Im Verlauf der zweiten Halbzeit hatte ich immer mehr den Drang, das Stadion verlassen zu wollen, so unsachlich wie um uns herum das Spiel verfolgt wurde. So wurde sich bei jeder Flugstunde einer Wölfin massiv aufgeregt und der Pfiff aus der Pfeife der Unparteiischen gefordert. Also bei jedem leichten Schubs. Den Siedepunkt erreichte man dann schließlich bei bereits genannter Aktion von Simic. Wenngleich ihre Aktion nicht in Ordnung war, so konnte ich sie doch sehr gut nachvollziehen.
Vorausgegangen war ein wieder mal verlorenes Kopfballduell von Popp. Sie war einfach zu spät dran, die Gegenspielerin hatte die Lufthoheit und den Ball bereits weggeköpft als Popp ihre Köpfbewegung durchführte und dabei dann die Mitspielerin traf und einmal mehr - jeder Schauspieltrainer wäre stolz auf sie - sehr theatralisch zu Boden ging, sich das Köpfchen hielt und eine gefühlte Ewigkeit auf dem Rasen rumlag. Das Spiel lief weiter. Womöglich war es für Simic eine Einlage von Popp zuviel, wer weiß. Der Versuch ihr dann aufzuhelfen, war - vorsichtig ausgedrückt -, außerordentlich unglücklich wie unnötig und wurde von den Einheimischen in dessen Folge mit einem gällenden Pfeifkonzert bedacht, wann immer sie den Ball auch nur berührte. Meine Güte, muss denn das wiederum auch sein? Kann man das nicht auf einen kurzen Zeitabschnitt beschränken? Die Spielerin wird sicherlich selbst realisiert haben, dass es keine tolle Aktion von ihr war.
An und für sich bin ich da ja mit einer neutralen Einstellung hingegangen und wollte einfach nur ein gutes Spiel sehen, ohne rechte Partei ergreifen zu wollen. Aber wie so oft (wenn Frankfurt nicht auf dem Platz steht) fand ich mich letztlich wieder in der Situation für den "underdog" zu fühlen und zu fiebern. In dem Fall - ich trau mich fast nicht, es zu sagen
- für Potsdam.
Insgesamt geht der Sieg für Wolfsburg absolut in Ordnung. Ab der 15. Minute war der Spielfluss und der Druck bei Potsdam raus. Zu schwer wiegte hier für jeden offensichtlich die verletzungsbedingte Auswechslung von Lisa Evans. Bis dahin war für mich Potsdam das bessere Team, hatte auch mit dem frühen Tor den besseren Start und wurde dann so plötzlich so schwerwiegend geschwächt. Hegerberg konnte diese Lücke nicht füllen und konnte auch mit dem dann angeschlagenen hohen Tempo der Wolfsburgerinnen nicht mithalten. Irgendwie wirkte sie sehr fahrig auf dem Platz und wusste nicht recht, was sie eigentlich machen soll. Sehr schade für Turbine, dass auch Anonma nicht so recht in Tritt kam und weitesgehend auch nur einen Schatten dessen darstellte, was sie zu leisten im Stande sein kann. Wie gesagt, sehr schade für Turbine, dass sie letztlich nur noch mit "stumpfen" Waffen kämpfen konnten.
Auf Wolfsburger Seite war ich sehr angetan von der Leistung von Verena Faißt. Aber auch dies ist vielleicht unter dem bereits genannten Verlust von Evans zu betrachten. So hatte sie auf dieser Seite weniger Abwehrleistung zu erbringen und konnte sich offensiv sehr gut in Szene setzen.
Neben Popp hatte ich auch mit Goesslings Fallsucht so meine Probleme. Und mit ihrem unangebrachten Verhalten gegenüber Simic in der ersten Halbzeit. Denn meist war bei der 10 der Turbinen Schluss für sie. Eine Aktion von ihr hier war für mich schon grenzwertig an einer Tätlichkeit aber auf jeden Fall unsportliches Verhalten.
Generell muss ich Pik7 auch beipflichten, was das Schinden von Freistössen auf Seiten der Wolfsburgerinnen angeht. Schade eigentlich, denn nötig haben sie diese Theatralik doch gar nicht, angsichts ihrer spielerischen Möglichkeiten. Nun ja, im Finale der CL werden sie aber in diesem Bereich ihre Grenzen aufgezeigt bekommen. Da werden sie auf die Meisterin des theatralischen Fallens treffen: Marta.
Ernsthaft, ich hoffe inständig, dass wir am Finaltag kein Wettfallen erleben werden, sondern ein hochwertiges Spiel. Wie gesagt, Wolfsburg hat das Potential dazu, sehr schönen Kombinationsfussball zu spielen, wenn sie dem Ball erlauben, auch mal längere Zeit zu laufen und sie sich überwinden können, statt Flugstunden zu zelebrieren, einfach mal über den empfundenen Körperkontakt hinwegzugehen und die Entscheidung aus einem erfolgten Spielaufbau heraus zu suchen und finden. Beispiel: Kessler beim Ausgleich zum 1:1.